Zwischenzeitlich habe ich mit meiner Ducati XDiavel S über 2000 km hinter mir gelassen und dabei natürlich einige Navi-Lösungen getestet. Aus optischen und ästhetischen Gründen möchte ich keine displaygestützte Navigation einsetzen. So ein Display und vor allem die notwendige Halterung am Lenker würde das wunderschöne Design der XDiavel doch sehr verschandeln, wie ich persönlich finde. Es bleibt aber eine große Auswahl an Navigations-Apps für iPhone-Besitzer, von der ich einen kleinen Teil getestet habe. Meine favorisierte Lösung sollte genau so auch am Android-Handy funktionieren.
Meine Anforderungen an eine Navi-App:
– Turn-by-turn-Navigation
– Navigation nur nach Ansage, nicht nach Display
– deshalb: Ansagen müssen präzise und eindeutig sein
– möglichst keine überflüssigen/nervenden Ansagen
– Ansagen auch bei abgeschaltetem Display im Standby-Modus
– Planen von Routen mit mehreren Wegepunkten am Rechner mit Übertragung an App
Die Tatsache, dass man nur nach Ansage fährt, lässt theoretisch gleichzeitig das Abschalten des Displays zu, was den Akku gewaltig schont. Vorteil: Nach einer Tages-Tour über 300 km mit zahlreichen Zwischenstopps war der Akku mit meiner favorisierten App am späten Nachmittag noch bei über 50% der Kapazität. Praktisch wird das leider nicht von jeder App unterstützt.
Getestet hatte ich die Apple-eigene Karten App, Be-on-road, Navigon EU, HERE, Waze, ViaMichelin und einige weitere. Die meisten Apps sind von vornherein ausgeschieden, weil die Ansage nicht brauchbar war oder weil keine Ansage kam, wenn man das iPhone in den Standby-Modus (Display aus) schaltete. So blieben aus meiner Sicht nur noch drei Apps übrig:
Be-on-road:
Für eine kostenlose App wirklich sehr in Ordnung. Das Übernehmen von geplanten Touren aus motoplaner.de (am Mac oder PC) geht über iTunes, was ein klein wenig umständlich ist. Mich nervten nach kurzer Zeit die Ansagen: „Aaaaaan der nääächsten Kreuzung rechts abbiegen“. Be-on-road arbeitet wahlweise mit den kostenlosen Karten von Open Street Map oder mit dem kostenpflichtigen Material von Navteq. Open Street Map ist in letzter Zeit besser geworden, allerdings kennt es nach wie vor nicht alle Hausnummern oder diese sind an falscher Stelle der Straße verzeichnet. Navteq-Karten kann man eine Woche lang kostenlos testen. Man sollte auf jeden Fall die App mal ausprobiert haben – kostet ja nichts (außer Zeit).
Karten App:
Gleich vorweg: Die Karten App hat zwei Nachteile. Erstens kann man keine Touren mit mehreren Zwischenzielen festlegen. Zweitens muss man mit ihr immer online sein, wobei dieser Umstand heutzutage kaum noch ein Problem darstellt. Was ich an der App mag sind die gut verständlichen Ansagen und die perfekte Integration mit anderen Apps. Manchmal sind die Ansagen etwas unnütz (anstatt „9 km der Straße folgen“ wird gesagt „in 9 km rechts abbiegen“, aber das ist nicht so schlimm…). Egal in welcher App man sich befindet, sobald man eine Adresse anzeigt kann man diese mit zwei Taps als Ziel in die Karten App übernehmen und schon geht’s los. Kein umständliches Getippe von Orts- und Straßennamen. Desweiteren funktioniert die Spracheingabe dank Siri perfekt. Theoretisch muss man das iPhone gar nicht mehr aus der Tasche nehmen, sofern man ein Mikro in der Nähe des Mundes hat. Die aktuelle Verkehrslage ist sehr präzise und kann bei der Zielführung berücksichtigt werden. Auch brauchbar: Auf einem Mac in der dortigen Karten App kann man Favoriten festlegen, die dann in der iOS-Karten-App ebenfalls in der Favoriten-Liste auftauchen, sofern man die Daten über iCloud synchronisiert. Die Syncronisation funktioniert wie gewohnt in beide Richtungen. Die Karten App ist mein Favorit, wenn ich nur ein Ziel anfahren möchte. Ich denke aber, dass Apple eine Routenführung mit mehreren Wegepunkten bereits plant oder in Arbeit hat. Was läge näher, als mit der MacOS-Karten-App eine Tour zu planen und per Sync ohne weiteren Aufwand direkt am iPhone zur Verfügung zu haben.
Doch bis das so weit ist nutze ich für Touren mit mehreren Zwischenzielen eine andere Navi-Software:
Navigon Europe:
Die Sprachansagen sind gut verständlich und präzise: „An der nächsten Kreuzung bitte rechts abbiegen in die Beethovenstraße“. Seit Nutzung der App habe ich mich erst einmal verfahren. Mit der Stimme im Ohr fällt mir die Orientierung nach Ansage sehr leicht. Fährt man eine zuvor geplante Tour ab sagt die Stimme leider bei jedem Zwischenziel „Ziel erreicht“ und wenige Sekunden darauf, also nach der Berechnung der Route zum nächsten Wegpunkt: „Bitte dem Straßenverlauf folgen“. Das kann auch nerven, mich hat es allerdings nur anfangs etwas gestört. Bei der Planung von Wegpunkten mit motoplaner.de sollte man die Wegpunkte so setzen, dass nicht unmittelbar danach eine Stelle zum Abbiegen kommt, da man diese durch die Routen-Neuberechnung sonst versäumen könnte. Wenn man dies berücksichtigt ist Navigon ein zuverlässiger Begleiter auf Touren. Sollte ein Wegpunkt mal nicht angefahren werden (z. B. wegen einer Umleitung), kann man ihn überspringen. Die Funktion hierfür ist etwas versteckt, man sollte also anhalten um das iPhone in die Hand zu nehmen und den entsprechenden Menüpunkt auszuwählen. In den Einstellungen kann man als Fahrzeugtyp „Motorrad“ einstellen und neben „kurze“, „schnelle“ und „ökonomische“ Route auch noch eine „schöne“ Route auswählen. Perfekt! Natürlich wird die aktuelle Verkehrslage berücksichtigt und je nach dazugekauften Paketen könnte man sich vor Gefahrenstellen (aka Blitzer) warnen oder sich die nächstgelegene günstige Tankstelle suchen lassen.
Kommen wir zum gravierenden Nacheil: Navigon Europe ist vergleichsweise teuer. Der reguläre Preis beträgt satte 79,99 € zzgl. 12,99 € für das Traffic-Paket. Ich hatte eine Aktion abgwartet, bei der die App auf 49,99 € reduziert war. Zudem hatte ich eine iTunes-Gutschein-Karte eingesetzt, die den Preis nochmal um 20% günstiger machte. So musste ich nur noch ca. 40 € zahlen. Dazu habe ich das „Traffic Live“-Paket (ebenfalls über den 20%-Gutschein) geladen, also kam die Anschaffung auf einen Gesamtpreis von knapp über 50 €.
Tipp: Für T-Mobile-Kunden gibt es die „Navigon select“-Version kostenlos, für Touren mit mehreren Wegpunkten wird lediglich noch das „Premium-Paket“ als In-App-Kauf benötigt. Kostenpunkt hierfür: 9,99 € – ein Schnäppchen.
Momentan habe ich noch die In-Ear-Kopfhörer von Apple unter dem Helm, was für meine Ohren ein klein wenig unbequem ist. Deshalb suche ich derzeit nach einer kabellosen Lösung. Dabei will ich aber keinen „Knubbel“ am Helm haben, lieber irgendetwas Bluetooth-mäßiges, was man komplett im Helm verschwinden lassen kann. Ich habe nun das Sena 3S-W bestellt und werde berichten, ob das meinen Zwecken genügt.